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Rückschau

15 Jahre DTG Ulm / Neu-Ulm

Sonntag, 29. Oktober 2006
im Edwin-Scharff-Haus Neu-Ulm

Ansprache von Ali Akdogan, Vorsitzender

Guten Abend meine sehr verehrten Damen und Herren, Liebe Freunde, Liebe Mitglieder

Im Namen der Deutsch Türkischen Gesellschaft heiße ich Sie und Euch heute Abend recht herzlich willkommen.
Wie Sie wissen, feiern wir heute das 15-jährige Bestehen der Deutsch Türkischen Gesellschaft, kurz DTG.
Bevor ich mit einigen Ausführungen beginne, möchte ich einen herzlichen Dank an unsere Ehrengäste die unser Einladung gefolgt sind, aussprechen.
Ein Herzliches Willkommen an
Frau Rosl Schäufele, stellvertretend für Herrn Landrat Geßner,
Herrn Oberbürgermeister Gerald Noerenberg,
als Vertreter des Oberbürgermeisters von Ulm, Herrn Ivo Gönner, den Leiter der Kontaktstelle für die ausländische Bürgerschaft, Herrn Gerhard Wörner.
Ebenfalls möchte ich Ihnen die Grüße des türkischen Generalkonsuls von Stuttgart, Herrn Nejat Akcal, übermitteln, der heute aufgrund einer eigenen Veranstaltung nicht teilnehmen kann, denn heute ist auch der 83. Jahrestag der Gründung der türkischen Republik, für uns ein wichtiges historisches Ereignis - die Grundsteinlegung dieser jungen Republik. In diesem Sinne herzlichen Glückwunsch zum 83. Jahrestag, dem Cumhuriyet Bayram.

Sehr verehrte Gäste,

beginnend möchte ich im Namen unserer Vorstandschaft und im Namen unserer Gesellschaft einen Dank aussprechen an alle, die uns in den vergangen 15 Jahren unterstützt haben.
Hier insbesondere unsere Mitglieder und Freunde der DTG, die Städte Ulm & Neu-Ulm, die Konsulate, die deutschen Medien und auch die türkischsprachigen Medien allen voran dem Merhaba Verlag sowie allen heute Anwesenden.
Die Deutsch Türkische Gesellschaft wurde gegründet am 29. September 1991, also vor genau 15 Jahren und 1 Monat. Entstanden ist sie aus einem größerem Freundeskreis bestehend aus deutschen und türkischen Familien, die sich in regelmäßigen Zeitabständen zu verschiedenen Anlässen trafen. Die Mitglieder deutscher und türkischer Herkunft halten sich die Waage. Hier entstand die Idee eine Gesellschaft ins Leben zu rufen, welche Ihre Ziele dann in einer Satzung folgendermaßen formulierte:

1. Die Deutsch-Türkische Gesellschaft pflegt die Beziehungen zwischen Türken und Deutschen und fördert die Integration ebenso wie die eigene Identität beider Gruppen jeweils in beiden Kulturkreisen.

2. Dies geschieht insbesondere durch kulturelle und informierende Veranstaltungen verschiedenster Art in Zusammenarbeit auch mit anderen Institutionen.

3. Im Interesse ihrer Zielsetzung ist die Gesellschaft parteipolitisch und religiös neutral.

Ich habe versucht, herauszufinden, wie weit es uns allen gelungen ist, diese Ziele in der Praxis umzusetzen und wie weit sich diese Ziele im Laufe der Jahre verändert haben könnten.
Kommen wir zum ersten Ziel und deren Umsetzung:
Die Deutsch-Türkische Gesellschaft pflegt die Beziehungen zwischen Türken und Deutschen und fördert die Integration ebenso wie die eigene Identität beider Gruppen jeweils in beiden Kulturkreisen.
Das Pflegen von Beziehungen ist - wie immer im Leben - eine Sache, die mit Mühe verbunden ist, aber auch mit viel Spaß verbunden sein kann. Ich glaube, jeder weiß, wovon ich spreche. Das "Fördern der Integration und das Fördern der eigenen Identität jeweils in beiden Kulturkreisen" ist nicht eine Angelegenheit, die man geschenkt bekommt oder eine Sinneshaltung, die man einnimmt, vielmehr ist es ein ewiger Weg, der Verständnis für den Anderen, das Andere und Toleranz für den Anderen, das Andere abverlangt. Auf diesem Weg gibt es Zeiten, da erlebt man manchmal Rückschläge, und es gibt Zeiten, da geht es vorwärts. Aber dieses Verständnis und die Toleranz dem anderen gegenüber gilt es immer wieder, aufs neue für sich zu entdecken. In diesem Sinne, meine ich, sind wir auf dem richtigen Weg - allerdings wäre es nicht realistisch zu sagen "nun sind wir am Ende angekommen".
Das zweite Ziel lautet:
2. Dies geschieht insbesondere durch kulturelle und informierende Veranstaltungen verschiedenster Art.
Wir können zurecht behaupten, dass wir dieses Ziel erfolgreich verfolgt und umgesetzt haben, denn seit jeher feiern wir Ostern & Weihnachten, sowie auch Bayram in gemeinsamer und geselliger Runde.
In jüngster Vergangenheit erinnere ich an den türkischen Kochabend, und bin mir sicher, dass noch weitere Kochabende mit unterschiedlichsten Themen stattfinden werden.
1992, 96 und zuletzt 2001 hatten wir in diesem Haus die Klavierkonzerte mit den weltberühmten Önder Zwillingen, das letzte Konzert zugunsten der Erdbebenopfer in der Türkei
1998 das Türkische Staatsballett aus Ankara im Ulmer Theater
2000, 2004 und heute Auftritte des mittlerweile Europaweit bekannten Ulmer Karikaturisten und Kabarettisten Muhsin Omurca.
1998 Musiktheater im "alten Theater"
Mehrere Konzerte mit der Ulmer Gruppe "Sirius"
2003 Theaterreihe mit dem "Theater Ulüm"
2004, 2005 das DTG Freundschafts Tennisturnier mit den türkischen Konsulaten München Stuttgart und Karlruhe.
Daneben auch Besuche anderer Kultureller Veranstaltungen, wie z.B. Troja Ausstellung, "Sultans of the Dance" und viele andere.
1999 haben wir zusammen mit den Ulmer Rotariern über 25.000 DM Spenden gesammelt und damit die orthopädische Versorgung von Kindern unterstützt.
In 2004 ist es uns gelungen, mit weiteren Erdbebenspenden in einem Krankenhaus in der Türkei 2 Patientenzimmer komplett einzurichten.
Am ersten Mittwoch eines jeden Monats findet unser Stammtisch im Restaurant Paradies statt.
Also ich meine: wenn man bedenkt, dass alle Veranstaltungen rein aus unseren Mitgliedsbeiträgen und manchen städtischen Zuschüssen bei großen Veranstaltungen bestritten werden, so können wir durchaus stolz auf diese Vergangenheit sein.
Nun zum letzten Ziel unserer Satzung:
3. Im Interesse ihrer Zielsetzung ist die Gesellschaft parteipolitisch und religiös neutral. Dieses ist die spannendste Frage. Sind wir parteipolitisch und religiös neutral ?
organisieren wir doch unter der Leitung von unserem Prof. Friedrich Pieper seit einigen Jahren das politische Forum in Verbindung mit der VH Ulm mit bisher insgesamt 17 Veranstaltungen mit unterschiedlichsten Themen wie
Europa und die Türkei
Mustafa Kemal Atatürk - der revolutionäre Staatsgründer der Türkei
Die EU-Verfassung und ihre Auswirkungen auf den "europäischen Alltag"
Vorschul-Sprachbildung
Ausländerrecht
Familienehre vor Liebe ?
Religiöse Symbole
und demnächst das Thema "Bildung ohne Barrieren"
Auch wenn die genannten Themen viel mit Parteien, Politik, Religion etc. zu tun haben, so kann doch eines mit Gewissheit gesagt werden: Die DTG gehört keiner bestimmten Partei an und ist kein Anhänger einer bestimmten religiösen Richtung. Allerdings versuchen wir Themen, die uns und die Gesellschaft in Deutschland beschäftigen, aufzugreifen mit dem großen Wunsch, etwas in Gang setzen zu können, wie z.B. bei dem Thema Bildung. Hier sehe ich eine unserer größten Chancen - wenn wir sie ergreifen -, aber gleichzeitig eines der größten Risiken in unserer Gesellschaft heute und in der Zukunft - wenn wir die Zeichen der Zeit nicht erkennen.
Somit ist zu sagen: auch das dritte Ziel - die Neutralität ist gewahrt.
Wenn ich mir nun diese 3 Ziele zusammenfasse, die sich die DTG gesetzt hat, so stelle ich fest, dass diese Ziele an Aktualität nichts eingebüßt haben. Im Gegenteil, die öffentlichen Diskussionen und Auseinandersetzungen um die verschiedenen Kulturen werden immer heftiger. Nur - das Herausstellen von Unterschieden und die Abschottung einzelner Gruppen innerhalb der Gesellschaft, trägt auf keinen Fall zu einer Lösung der bestehenden Probleme im Zusammenleben bei. Denn solange ein in Ulm geborenes Kind nicht einfach Ulmer oder Ulmerin sein kann, sondern teilweise auf Abstammung und Glauben reduziert wird und solange nicht das Individuum, sondern die Gruppe im Vordergrund steht, werden die Themen der DTG nicht an Aktualität verlieren.
Die DTG wird deshalb auch weiterhin für ihre Ziele eintreten und dabei sicher viele interessante Menschen zusammenführen, schöne Abende erleben und die kulturelle Vielfalt als Bereicherung empfinden. Ich meine, dass wir uns als DTG damit die richtigen Ziele gesetzt haben und über unsere vielfältigen Aktivitäten einen kleinen Beitrag zur Verständigung leisten. Nicht zuletzt bereitet uns das Zusammensein aber auch viel Freude. Deshalb nehmen wir jede Unterstützung unseres Vereins dankbar an, vor allem aber heißen wir jeden, der an den vielfältigen Aktivitäten der DTG teilhaben möchte, als neues Mitglied herzlich willkommen. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und möchte nun mit Ihnen anstoßen auf viele weitere erfolgreiche Jahre der DTG. Vielen Dank !