Kommentar in der SÜDWEST PRESSE vom 5. Oktober 2007, S. 1

Sonntagsredner

Martin Hofmann

Das ist mal wieder eine Bildungsdebatte vom Feinsten. Günther Oettinger gibt den Basta-Landesfürsten. Bundesbildungsministerin Annette Schavan will mehr junge Leute für den Lehrerberuf begeistern, obwohl allein im Südwesten 4000 frisch ausgebildete Pädagogen auf der Straße stehen. Den Handwerkskammern reichen die Lehrkräfte, wenn sie nur mehr Spaß am Lernen vermitteln. Die Metallbranche verlangt das Gegenteil, damit Defizite der Schulabgänger behoben werden.

Da kann der internationale Tag des Lehrers ja kommen - wahlweise mit einer Schweigeminute oder einer Lachsekunde im Lehrerzimmer. Denn die Klagen, Tipps und Einsichten wiederholen sich seit Jahren. Da können Eltern Unterschriften für kleinere Klassen sammeln oder schimpfen, weil Schulämter ein Jahr benötigen, um Rektorenstellen zu besetzen. So lange die Politiker nur in Sonntagsreden die Bildung zum Zukunftsthema erklären und sonst die Staatskassen zuhalten, wird sich wenig ändern. Viele Bürger haben längst genug von diesen ergebnislosen Debatten.

Natürlich stellt sich der Lernerfolg nicht automatisch ein, wenn mehr Lehrer unterrichten. Sicher ist aber auch, dass dieses Land viel zu wenigen Kindern und Jugendlichen die Chance eröffnet, qualifizierte Berufe ergreifen zu können. Um dies zu erreichen, lohnt es sich, mehr Geld in alle Bildungsinstitutionen zu stecken. Alles andere ist kostspieliger.