Kommentar in der SÜDWEST PRESSE vom 29. November 2007, S. 1
BILDUNG
KOMMENTAR: Jedem Kind seine Chance
ANTJE BERG
Selten werden Studien mit einer derart zwiespältigen
Aussage präsentiert wie die neue Iglu-Studie. Zuerst die gute Nachricht:
Die Leseleistungen der Viertklässler in Deutschland haben sich noch einmal
verbessert. Das zeigt, dass in den Grundschulen gute Arbeit geleistet wird.
Trotz der unterschiedlichen Herkunft der Kinder können also durchaus für
alle bemerkenswerte Ergebnisse erzielt werden. Schon vor fünf Jahren diente
die Iglu-Studie den Gegnern des gegliederten Schulwesens als Beleg dafür,
dass gemeinsames Lernen die besten Früchte trägt.
Die Auslese in der 4. Klasse erscheint nun einmal mehr höchst fragwürdig,
da auch die neue Studie dazu Erschreckendes zutage fördert.
Demnach müssen Arbeiterkinder spitze sein, um die Empfehlung fürs
Gymnasium zu bekommen, Kinder aus der Oberschicht erreichen das auch
mit durchschnittlichen Leistungen.
Niemand wird den Lehrern unterstellen, ihre Notengebung bewusst
an der Herkunft der Kinder auszurichten. Unbewusst aber kann ihr Urteil
über einen Schüler durchaus davon beeinflusst werden, ob die Eltern
ihrem Kind den Rücken stärken oder nicht.
Die Studie zeigt erneut, dass es vorrangiges Ziel der Politik sein muss,
Nachteile der Herkunft auszugleichen. Mehr denn je gilt der Satz, dass
man es sich hierzulande nicht leisten kann, auch nur einem begabten Kind
seine Chancen vorzuenthalten.
s.a.:
www.ifs.uni-dortmund.de/iglu2006/
Erscheinungsdatum: Donnerstag, 29.11.2007 Quelle:
http://www.suedwest-aktiv.de/
SÜDWEST
AKTIV - Copyright 2002 Südwest Presse Online-Dienste GmbH Alle Rechte
vorbehalten!
|