Artikel in der SÜDWEST PRESSE vom 14. Februar 2008, S. 17
Gemeinderat / noch keine klaren Erkenntnisse
Bildung: ein knallharter Standortfaktor
Ulm steckt Millionen in die Bildungsoffensive.
Wo sie sich lohnt, ist nach sieben Jahren noch offen. Klar ist:
Gute Bildungsangebote sind ein Wettbewerbsvorteil.
HANS-ULI THIERER
"Das hat nichts mehr mit sozialromantischem Idealismus zu tun,
Bildung ist ein knallharter Standortfaktor geworden."
Sagt Professor Thorsten Bohl von der Pädagogischen Hochschule
Weingarten. Er und Professor Diemut Kucharz sind verantwortlich
für die Evaluation der Bildungsoffensive Ulm. Gestern legten
beide im Gemeinderat einen Zwischenbericht ihrer Auswertung vor.
Diese Bildungsoffensive startete in Ulm im Jahr 2000, so dass sich
Stadtspitze und Gemeinderat geschmeichelt fühlen durften angesichts
der Worte Bohls. Schließlich bescheinigten sie der Lokalpolitik,
den Bildungsbereich vor acht Jahren früher als andere zum kommunalen
Schwerpunkt erhoben zu haben. Die Stadt hat in diesem Zeitraum
allein 70 Millionen Euro in Neubauten, Sanierungen, bauliche
Verbesserungen der Schulen und Kindergärten gesteckt, in die
"Hardware" also. Zudem wurden Jahr für Jahr die Mittel für
Betreuungsangebote und Förderprojekte, also die "Software",
aufgestockt; von 350 000 Euro im Jahr 2000 auf 2,1 Millionen
Euro in diesem (siehe graue Box). Dies rechnete Bürgermeisterin
Sabine Mayer-Dölle vor, um damit dem Eindruck entgegenzutreten,
die Bildungsoffensive erschöpfe sich in einem gigantischen
Bauprogramm.
Doch was sagt Masse über Klasse? Die Antwort darauf blieben
die Gutachter in ihrem Zwischenbericht schuldig. Immerhin
warf Diemut Kucharz sie mit der Aussage auf, dass Ulm zwar
außergewöhnliche Anstrengungen auf dem Bildungssektor unternehme,
jedoch bislang noch unklar bleibe, "welche Qualität aus dieser
Quantität resultiert". Euphorisch klingt das nicht.
Die bisher aus Befragungen gewonnenen Erkenntnisse zeigen derweil,
dass die Bauerneuerungen an den Schulen positive Resonanzen
erzeugen, während die Kindergärten mangelhafte Förderung beklagen.
Die Empfehlungen, die zur Halbzeit aus der Evaluation resultieren,
klingen unverbindlich. Ohne sie zu benennen, müssten
Ulm-spezifische Qualitätsstandards weiterentwickelt werden,
sagte Bohl. Die Gutachter schlagen zudem die Einrichtung eines
Steuerungs- und Organisationsteams vor sowie eine bedarfsorientiertere
und transparentere Vergabe von Geldmitteln.
Mehr Infos: 2,1 Millionen Euro für Bildung
Der Ulmer Gemeinderat hat gestern 2,1 Millionen
Euro gebilligt, die dieses Jahr in Bildungsmaßnahmen gesteckt werden.
Es handelt sich um
- 124 000 Euro für Angebote in der verlässlichen Grundschule,
- 70 000 Euro für die vierte Ulmer Bildungsmesse,
- 150 000 Euro für die Fortsetzung des Projekts Starthilfe/Ausbildungsreife,
- 101 000 Euro für Ganztagesbetreuung an städtischen Schulen,
- 44 000 Euro für das Projekt Jugendberufshelfer,
- 246 000 Euro für die Fortführung der Schulsozialarbei,
- eine Million Euro für den Ausbau der Kinderbetreuung,
- 250 000 Euro für den Ausbau von der Betriebskindergärten,
- 48 000 Euro für das Projekt Orientierungsplan für Bildung und Erziehung in Kindertagesstätten
- 57 000 Euro fürs Projekt ganzheitliche Sprachförderung in Kindertageseinrichtungen.
Erscheinungsdatum: Donnerstag, 14.02.2008 Quelle:
http://www.suedwest-aktiv.de/
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