Kommentar in der SÜDWEST PRESSE vom 27. Juni 2007, S. 1
Kümmerliches Stückwerk
Antje Berg
Die vielen Versuche, die in den vergangenen Jahrzehnten
gemacht worden sind, um die Hauptschule aufzuwerten, lassen sich kaum mehr zählen.
Jetzt unternimmt Kultusminister Helmut Rau, herausgefordert durch die massive
Kritik am dreigliedrigen Schulsystem, einen neuen Anlauf.
Was dabei herausgekommen ist, darf man getrost als kümmerlich bezeichnen.
Als Fortschritt wird verkauft, dass Lehrerstellen, die aus Kostengründen
unbesetzt bleiben sollten, nun doch freigegeben werden.
Darüber hinaus stehen künftig pädagogische Assistenten den
Hauptschullehrern zur Seite, um lernschwache Schüler zu fördern.
Im Gegenzug werden viele gut ausgebildete Lehramtsanwärter in die
Arbeitslosigkeit entlassen. Wer glaubt, dass er mit 300 Hilfskräften
den auf dem Lehrstellenmarkt oft chancenlosen Hauptschulabgängern
eine Perspektive gibt, will die gewaltigen Probleme dieser Schulart
nicht zur Kenntnis nehmen.
Assistenten, eine weitere Trennung der Schüler nach Klasse 7 und eine
"Stärkung der Basiskompetenz" in Deutsch und Mathematik: Das alles klingt
nach Stückwerk statt nach großem Wurf. Warum kommen nicht endlich die
Schulpraktiker zum Zuge? Viele Grund- und Hauptschulrektoren wissen,
wie man ohne starre Selektion eine bessere Schule schafft.
Doch vor dem Wettbewerb der Ideen schreckt der Minister zurück.
Erscheinungsdatum: Mittwoch, 27.06.2007 Quelle:
http://www.suedwest-aktiv.de/
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