Themenbereiche
1.1 im Kindergarten
Die Spracherziehung im Kindergarten ruht auf 2 Säulen:
- die Entwicklung der Begriffsbildung in der Muttersprache;
sie sollte im Kindergartenalter schon angelegt, also in der frühkindlichen
Entwicklung bereits gefördert worden sein;
- das gemeinsame Lernen der deutschen Sprache.
In Ulm gab es bereits erfolgreiche Projekte (z.B. Sudetenweg Böfingen)
zur Sprachförderung.
- wie wollen Sie diese guten Erfahrungen in allen Ulmer Kindergärten umsetzen?
- wie wollen Sie den muttersprachlichen Zugang zu Eltern verbessern?
- wie wollen Sie in Problemfamilien die frühkindliche Sprachentwicklung fördern?
- wie wollen Sie die personelle Ausstattung der Kindergärten verbessern,
damit Sprachentwicklung besser und intensiver gefördert werden kann?
1.2 in der Schule
Es gibt Sprachförderprogramme vom Land für Immigranten; doch diese
werden durch rigide Verwaltungsvorschriften konterkariert, beispielsweise:
- teilnehmen können nur kürzlich eingereiste Immigranten bzw. deren Kinder;
- dieser Kreis wird noch dadurch eingeschränkt, dass bereits deutsche
Sprachkenntnisse bei der Einwanderung verlangt und später vorausgesetzt werden;
- Haupt-, Realschüler und Gymnasiasten können ohnehin alle deutsch?!
Lehrer aller Schularten fordern immer wieder vergeblich, dass Schüler
mit Sprachdefiziten in derartige Sprachförderprogramme aufgenommen werden.
- werden Sie sich dafür einsetzen, dass Sprachförderung an allen Schulen
zur Regel wird, wo immer sie als notwendig erkannt wird?
- welche institutionelle Form der Sprachförderung halten Sie für erforderlich
(z.B. innerhalb oder außerhalb der Schule)?
1.3 für Erwachsene
Die Beherrschung der deutschen Sprache ist Grundvoraussetzung für
Integration. Ein Mindestangebot an Sprachkursen für Erwachsene ist daher
notwendig; nötig ist aber auch, zugewanderte Bürger in diese Sprachkurse
überhaupt hineinzubringen.
- beabsichtigen Sie, das Angebot an Sprachkursen zu erweitern?
- wie wollen Sie Sprachkurse institutionell verankern?
- wie wollen Sie zugewanderte Bürger in den Sozialräumen besser erreichen?
1.4 Nachhaltigkeit
Im Bildungsbereich gibt es auch in Ulm bereits ein vielfältiges ehrenamtliches
Engagement (Bildungspaten etc.), organisiert in den Sozialräumen, aber auch
für die ganze Stadt oder Region (z.B. ZAWIW). Auch gab und gibt es
zahlreiche Pilotprojekte, in denen vieles - z.T. mit großem Erfolg -
erprobt wurde.
Beiden - dem Ehrenamt und den Pilotprojekten - fehlt es an Nachhaltigkeit.
- wie sind Ihre Vorstellungen, Ehrenamt und Pilotprojekten
durch städtische Institutionen Kontinuität und Nachhaltigkeit zu verleihen?
2.1 Schulbauten
Kindergärten anders zu bauen, als man es heute tut, erscheint nicht notwendig,
weil das Erziehungskonzept der Gruppe im Kindergarten selbstverständlich realisiert ist,
von niemandem in Frage gestellt und daher auch architektonisch umgesetzt wird.
Wie anders in den Schulen! Die heutige Architektur ist überkommene Schulstruktur,
in Beton gegossen - überspitzt formuliert: was ist die strukturelle Bedeutung eines
Klassenzimmers?
- werden Sie sich für neue Formen der Schule, auch in der Architektur, einsetzen (Abbildung der Ganztags- und/oder Gemeinschaftsschule)?
- werden Sie sich beim Land für Experimentierklauseln stark machen, die neue Formen ermöglichen?
- werden Sie Schulen unterstützen, ihr Umfeld selbst zu gestalten?
2.2 Bewegung und Sport
Die Bedeutung von Bewegung und Sport für eine gesunde Entwicklung der Kinder
steht außer Frage. Die Umsetzung ist jedoch auch in Ulm mangelhaft:
- man schaue z.B. ins Atlantis, in welch stressigem Zeitraster Schüler dort
"Schwimmunterricht" erhalten;
- oder z.B. in die Turnhalle am Humboldt-/Kepler-Gymnasium, wo sich parallele
Gruppen den zu engen Platz teilen müssen.
- wie sind Ihre Pläne, allen Schülern möglichst in der Nähe ihrer Schule die nötige Bewegung zu ermöglichen?
2.3 Erfahrungsräume
Es gibt unzählige gute Ansätze, auch über Jahre erfolgreich erprobte Projekte,
Schülern "handfeste" Erfahrungen zu vermitteln, z.B.:
- Schulgarten
- Waldschule
- Kochen
Es ist geradezu deprimierend, feststellen zu müssen, dass derart positive
Erfahrungen an der Mehrzahl der Schulen vorbeigehen. Der tägliche Schulstress
- Frontalunterricht von 8 - 13 Uhr, Klassenteiler, Deputat an oder über der
Leistungsgrenze, mangelnde Ressourcen - verhindert objektiv die Umsetzung
auf breiter Basis.
- wollen Sie sich für einen besseren Gestaltungsspielraum der Schulen mit
Deputatsnachlass, Herabsetzung des Klassenteilers, Sondermitteln etc. einsetzen?
- mit welchen kommunalen Mitteln wollen Sie ein breit gefächertes Angebot möglichst
aller Schulen bei der Gestaltung eigener Erfahrungsräume unterstützen?
- werden Sie darauf dringen, dass die Erfahrungen erfolgreicher Pilotprojekte
an möglichst allen Schulen übernommen werden?
2.4 Rhythmus des Schulalltags
Der Rhythmus des Alltags an unseren Regelschulen ist heute durch einen straffen
Lehrplan und ein Zeitfenster von 8 bis 13 Uhr so zu einem "Marsch" eingeübt,
dass kaum mehr rhythmische Veränderungen möglich sind. Fast alle Menschen,
die sich ernsthaft mit den Bedingungen für Bildung beschäftigen, plädieren für
- Abkehr vom festen Rhythmus
- bewussten Stressabbau
- schöpferische Pausen
- längere Zeitfenster für gemeinsames kreatives Lernen
also für einen neuen freien Rhythmus, wie ihn nur Ganztagsschulen bieten können.
- was wollen Sie tun, um den Schulen mehr Gestaltungsspielraum für ihren eigenen
Rhythmus zu verschaffen?
- werden Sie sich für mehr Ganztagsschulen einsetzen?
- wie wollen Sie die Versorgung der Schüler mit Mahlzeiten, Schulkantine,
Mitwirkung am Speiseplan etc. unterstützen?
3.1 individuelle differenzierte Förderung in der Gruppe
Als pädagogischer Grundsatz ist Konsens: Jedes Kind soll individuell in der Gruppe
gefördert werden, weil individuelles und soziales Lernen untrennbar sind; aber es
soll auch differenziert gefördert werden, damit seine persönlichen Begabungen
sich entfalten.
- was ist Ihr Konzept für Begabungsförderung?
3.2 Voraussetzungen und Forderungen
Ebenso ist unter Pädagogen Konsens: das derzeitige deutsche Schulsystem behindert
die individuelle differenzierte Begabungsförderung eher als dass es sie unterstützt.
- wo sehen Sie die größten Defizite der Begabungsförderung?
- in welche Richtung sollte sich unser Schulsystem neu orientieren bzw. weiter entwickeln?
- wo sehen Sie den größten Bedarf, Hemmnisse zu überwinden?
- welche Forderungen stellen Sie an die Bildungspolitik des Landes und des Bundes?
(Stichworte: Klassenteiler, Gemeinschaftsschule, Lehrerausbildung)
3.3 was kann die Stadt tun?
Die Kommunen haben die Bildungspolitik umzusetzen, haben daher die Erfahrungen
aus der Praxis, aber häufig auch die undankbare Aufgabe, Vorgaben umsetzen zu
müssen, die diesen Erfahrungen nicht gerecht werden.
- wo sehen Sie dennoch Spielräume für kommunales Handeln?
(Stichwort: Experimentierklausel, s. 2.1)
- wo sehen Sie Möglichkeiten, die individuelle Förderung kurzfristig verbessern zu können?
- welche Konzepte der Begabungsförderung wollen Sie langfristig umsetzen?
- wie wollen Sie positive Erfahrungen aus Einzelmaßnahmen an möglichst allen
Ulmer Schulen umsetzen?
4.1 Berufsschulen
Es gibt in Ulm vielfältige Angebote Berufsqualifizierender Schulabschlüsse.
Dennoch sind vielen Schülern einige dieser Wege versperrt, weil es
Zulassungsbeschränkungen gibt (so z.B. in erheblichem Maße an der Valckenburgschule).
- werden Sie dafür sorgen, dass das Angebot so erweitert wird, dass
tatsächlich alle Schüler erreicht werden, die willens und fähig sind,
sich besser zu qualifizieren?
4.2 Ausbildungsplätze
Auch auf dem Arbeitsmarkt, in den die jungen Leute nach ihrem Schulabschluss
hoffnungsvoll drängen, ist die Lage nach wie vor angespannt
(s. die Aktion der SWP "Die Glückskinder der 9a" vom Sommer 2007).
- werden Sie es zu einem Schwerpunkt Ihrer Politik machen, sich
unermüdlich für mehr Ausbildungsplätze einzusetzen?
4.3 Durchlässigkeit
Auch wenn Bildungspolitiker nicht müde werden, die Durchlässigkeit
unseres Schulsystems zu loben - die Wirklichkeit sieht anders aus.
- Besonders gravierend sind die Defizite von Hauptschülern, die einen
Berufsqualifizierenden Realschulabschluss anstreben; der Regelfall ist
hier leider, dass ihnen in ihren letzten Hauptschuljahren viel zu wenig
Rüstzeug vermittelt wurde, damit sie die hohe Hürde der 2 anschließenden
Realschuljahre meistern können.
- werden Sie sich für mehr tatsächliche Durchlässigkeit
der Bildungswege einsetzen?
- werden Sie Modelle Berufsqualifizierender Zusatzwege unterstützen?
- werden Sie auch hier Schwerpunkte Ihrer Politik setzen und z.B.
Experimentierklauseln vom Land fordern, um die Berufsqualifizierung
der Hauptschüler nachhaltig zu verbessern?
Bildung kostet.
Dem AK Bildung ist bewusst, dass die Realisierung aller Forderungen, die aus dem hier
vorgelegten Fragenkatalog folgen, die Finanzkraft der Stadt Ulm übersteigt.
Dennoch darf keine Entschuldigung gelten, wenn es darum geht, ob die jetzige
Schülergeneration nach Kräften gefördert - oder ob auch sie, wie schon zu viele
Generationen vor ihr, sträflich vernachlässigt wird.
Kinder werden in die Schulpflicht genommen - in den wichtigsten Jahren ihres
jungen Lebens. Also ist die Gesellschaft in der Pflicht, sie nach besten
Kräften zu fördern und zu fordern.
Diese gegenseitige Verpflichtung ist der wichtigste Generationenvertrag
unserer Gesellschaft.
- wie setzen Sie die Prioritäten Ihrer Politik?
- wo steht Bildung?
- können Sie sich zu dem Konsens erklären, dass alles Sparen nur den
Sinn haben kann, mehr Geld für Bildung zu haben?
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